Michael Gienger & Bernhard Bruder, Franckh-Kosmos Verlag, 2. Aufl. 2015, 236 Seiten, ISBN 978-3-44013551-8
Ein Bestimmungsbuch und Nachschlagewerk zu 155 Heilsteinen und 485 Varietäten. 1027 Farbfotos
Im Frühjahr 2009 überraschte der Kosmos-Verlag mit dem Werk “Welcher Heilstein ist das?” sowohl die eigene Stammkundschaft als auch die eingefleischten Fans der beiden Autoren Michael Gienger (“Die Steinheilkunde” u.a.) und Bernhard Bruder (“Geschönte Steine” u.a.). 2015 ist das Werk in einer zweiten, komplett überarbeiteten und erweiterten Auflage erschienen.
Dass die neue Auflage viele Neuerungen zu bieten hat, ist maßgeblich Bernhard Bruder zu verdanken. Als erfahrener Mineraloge und Geschäftsführer des gemmologischen Instituts für Edelstein Prüfung (EPI) recherchiert er seit über zwei Jahrzehnten die mineralogisch-gemmologischen Daten von Heilsteinen. Eine dringend notwendige Maßnahme bei einem Heilsteine-Markt, der so aktiv ist, dass Steine schneller in den Handel kommen, als die Wissenschaft ihnen Namen geben kann (so z.B. beim “Eclipse” oder “Bumblebee” Stone). Seiner Recherche ist zu verdanken, dass das vorliegende Werk mit etlichen mineralogischen Überraschungen aufwarten kann.
Was bietet die 2. Auflage von “Welcher Heilstein ist das?” tatsächlich Neues?
Zunächst einmal ist das Buch ein Kosmos-typisches Bestimmungsbuch (in diesem Falle für Heilsteine) geblieben. Neu ist, dass viele Heilsteine nach ihrer chemischen Zusammensetzung neu angeordnet und zum Teil neu differenziert wurden. So sind nun z.B. alle wichtigen Mitglieder der Granatgruppe einzeln charakterisiert und unterscheidbar. Allein mithilfe der Farbe, dem spezifischen Gewicht, der Ritzhärte, einem kleinen Foto und einer ausgefeilten Beschreibung ist es gelungen, 485 Varietäten von 155 Heilsteinen präzise zu differenzieren. So etwas ist immernoch einzigartig!
40 Seiten des Buchs sind diesem Bestimmungsteil gewidmet, der natürlich seine Grenzen hat (wie die meisten mineralogischen Bestimmungsbücher auch), da in einem Taschenbuch niemals alle Varietäten in jeder bekannten Erscheinungsform Platz finden. Die Auswahl der 155 besprochenen Heilsteine mit ihren 485 Varietäten wurde jedoch so getroffen, dass tatsächlich nicht nur alle gängigen Heilsteine beschrieben sind, sondern auch viele Neuerscheinungen der letzten Jahre (z.B. K2 (Azurit-Granit) oder Schungit-Kohle)
Im darauf folgenden, auf 170 Seiten erweiterten Teil werden alle diese Steine in einer knappen, jedoch erstaunlich inhaltsreichen Weise besprochen. Hier fällt zunächst die üppige Ausstattung mit Fotos auf. Jeder Heilstein wird einerseits mit einem großen, qualitativ hervorragenden Foto charakteristisch dargestellt und zugleich zeigen kleine Abbildungen in der Randspalte die verschiedenen Varietäten. Stolze 1027 Farbfotos haben daher in das Buch Einzug gehalten – und erstaunlicherweise Platz für etwas Text gelassen.
Der Text ist ähnlich dicht gehalten wie die Fotos – nach dem Gienger’schen Motto: “Jedes Wort ein Treffer!” Tatsächlich ist es erstaunlich, wie es den Autoren gelingt, auf minimalem Platz stattliche Mineralfamilien wie die Feldspäte oder Zeolithe zu beschreiben und dabei wirklich alles Wichtige zu benennen. Viele Angaben sind trotz weniger Worte genauer als in den früheren Werken Michael Giengers. So sind die Entstehungsweisen etlicher Heilsteine fundortspezifisch präzisiert, die typischen Farben der Steine wurden konkretisiert und das typische Erscheinungsbild jedes Steins wird in wenigen Worten recht treffend skizziert. Gerade für die Analytische Steinheilkunde ist dies wichtig. Wer sich mit ihr beschäftigt, bekommt mit dem vorliegenden Werk ein unersetzliches Update serviert. Überraschungen inclusive, wie z.B. das Kapitel “Syenit” offenbart.
Insgesamt kann die 2. Auflage des Buchs “Welcher Heilstein ist das?” allen Menschen von Nutzen sein, die gelegentlich vor dem Problem stehen, ihre Heilsteine erneut identifizieren und ordnen zu müssen. Ebenso jenen, die sich ein ganzheitliches, Mineralogie und Heilkunde umfassendes Bild ihrer Heilsteine machen möchten und sich dabei ein übersichtliches Buch wünschen. Doch insbesondere für all jene, die sich mit der Analytischen Steinheilkunde beschäftigen und präzise Angaben zu Fundorten und anderen Fakten benötigen oder die einfach hinsichtlich der mineralogischen Daten der Heilsteine auf dem neuesten Stand sein möchten, kann das besprochene Werk eine große Hilfe sein.
Annette Jakoby
(die Buchbesprechung stellt eine persönliche Meinung des Autors / der Autorin dar und muss sich nicht mit der Meinung der Redaktion decken)